Wenn der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, heißt das nichts Gutes für uns.

Supermärkte bieten mehrere Apfelsorten zur Auswahl an. An und für sich keine schlechte Sache. Doch ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass sich ihr Geschmack kaum unterscheidet. Schmecken sie nicht alle gleich? Genetisch gesehen haben sie mehr gemeinsam als man annehmen mag. 

 

Die genetische Verarmung unserer Apfelsorten hat vor etwa 100 Jahren begonnen. Um 1900 waren in Deutschland und Österreich noch mehr als 1.300 verschiedene Apfelsorten dokumentiert. Tatsächlich waren es sicherlich mehr als 3.000. 

Im 19. Jahrhundert war durch die Ein- und Auswanderung die genetische Vielfalt besonders hoch. Eine typische Apfelsorte anno dazumals war der Antonovka, der vom berühmten Biologen Mitschurin bis nach Sibirien verbreitet wurde. 

 

Die Äpfel die wir heute im Supermarkt kaufen, stammen aber von nur sechs Ursorten, dem Gold- und Red Delicious, Cox Orange, Jonathan, Mc Intosh und James Greave ab.

 

Wo liegt das Problem, denken Sie sich bestimmt? 

Da diese Sorten sehr krankheitsanfällig sind, hat die genetische Verengung dramatische Folgen für die Vielfalt des heutigen Apfelbaus. Gerade der Gold Delicious ist für seine Schorfanfälligkeit bekannt und der Jonathan ein Spitzenreiter beim Mehltau. Alte Sorten hingegen sind viel robuster. In alten Streuobstwiesen stehen viele unterschiedliche Sorten, die frei von Schorf und Mehltau sind. Hier ist die Ansteckungsgefahr viel geringer, weil es im Vergleich zu den großen Apfelplantagen, keine Monokulturen gibt.  
Eine DNA- Analyse hat ergeben, dass 90 Prozent der nach 1920 entstandenen Sorten aus amerikanischer oder mitteleuropäischer Züchtung, Nachkommen der sechs Ursorten sind oder mindestens eine dieser Sorten im Stammbaum haben. Auch die von den Baumschulen angepriesenen Bohnenstangen (Spalierbäumchen) sind durch genetische Veränderungen entstanden und nichts als teuer. Auch die Baumschule in Pilnitz, die Urmutter aller Baumschulen, kommt zu den gleichen Ergebnissen. Eine typische Erscheinung der Überzüchtung ist die Stippigkeit (schrotschussähnlichen Frucht- und Blattschäden), die beispielsweise bei der Sorte Topaz durch die Einkreuzung von Mc. Intosch oder Gold Delicious hervorgerufen wird. Alte Apfelsorten besitzen auf guten Böden und robusten Veredelungsunterlagen (z. B. Metzer Welschapfel, Grahams Jubiläumsapfel) mehr Widerstandskraft als die Inzuchtsorten. 

 

Doch warum können wir sie dann nicht im Supermarkt kaufen? 

Viele der alten Apfelsorten sind alternant - das heißt, sie tragen nur alle zwei Jahre Früchte. Nicht gerade die idealen Voraussetzungen für Plantagenbesitzer, die mit modernen Sorten jährlich Äpfel ernten können. Jedoch ist hier der Einsatz von synthetischen Mitteln gegen Schorf, Mehltau und Krebsanfälligkeit nicht wegzudenken. Denn gerade die Sorten die wir im Supermarkt kaufen, benötigen viel davon. Größter Gewinner dieser Entwicklung ist die chemische Industrie. Es ist kein Zufall, dass der Schorfleader „Golden Delicious„ mit dem immer intensiveren Einsatz von Spritzmittel, ein Bestseller in unseren Supermärkten ist. Im Jahr 2015 wurden in Österreich 220.000 t Äpfel geerntet davon waren nur knappe 8 Prozent, nämlich 17.000 t bio.

 

Für alle die unter Allergien leiden, ist diese Entwicklung ebenso nachteilig. 

Kreuzallergien führen zu allergischen Reaktionen beim Verzehr gewisser Nahrungsmittel, obwohl eigentlich keine Allergien auf diese Nahrungsmittel bekannt sind. Pollenallergiker kennen dieses Phänomen beim Apfel. Die Inhaltsstoffe des Apfels werden vom Immunsystem als „Pollen“ wiedererkannt und der der Körper reagiert dementsprechend.

Die alten Apfelsorten sind auch für Allergiker eine gute Alternative, denn sie werden von vielen besser vertragen und können ohne weiteres verzehrt werden. Einen guten Überblick bietet die Seite des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland

 

Ein Apfel und sein Baum, die nicht mit chemischen Mitteln gespritzt werden, entwickeln Abwehrmechanismen, die vor Schorf, Mehltau und verschiedenen saugenden Insekten schützen. Blattläuse verlassen diesen Baum und werden von Ameisen zu einem anderen Baum getragen. Wenn nicht würden sie ohnehin, an den vom Baum entwickelten Gegengiften sterben. Diese Stoffe, die der Baum gegen die Schädlinge entwickelt nennt man Antioxidantien. Diese bioaktiven Substanzen sind in einem ungespritzten Apfel um das 25-fache höher, als in einem Gespritzten. Denn eines muss uns bewusst sein, dass nur eine genetische Vielfalt eine Basis für gesundes Obst ist, egal ob Apfel, Birne, Kirsche oder Zwetschke.