Heinrich und das Obst

wie die Leidenschaft begann


Ich wurde 1945 geboren und bin auf einem Landgasthaus, dem späteren Hotel Moosberg aufgewachsen.

Es gab zwar in den 50er Jahren wenig Süßigkeiten für uns Kinder, Obst hatten wir aber. Entweder frisch vom Baum oder als Süßmost oder Dicksaft zum Verdünnen. Im Dörrhaus wurden Birnen, Zwetschken, Marillen oder Äpfel getrocknet und uns Kindern zum Nikolaus und zu Weihnachten geschenkt. Schokolade konnten sich die wenigsten leisten. Obst in welcher Form auch immer, ist für mich schon seit meiner Kindheit etwas Gutes und Besonderes.

Als ich Mitte zwanzig war und mein eigenes Grundstück hatte, begann ich mich für meinen eigenen Garten zu interessieren. Die Älteren haben mir dabei geholfen. Sie hatten den Hunger in den Zwischenkriegsjahren von 1930 bis 1939 hautnah miterlebt und sich in dieser Zeit intensiv mit dem Obstbau beschäftigt und neue Sorten gezüchtet und ausprobiert. Zu Essen gab es ja nicht viel. Die eigenen Obstbäume waren für sie überlebenswichtig. Ich kann mich als Kind gut an einen Marillenbaum hier in Gmunden erinnern. Er stand an einer geschützten Hausmauer und hatte jedes Jahr viele Früchte. Der wurde als Heiligtum betrachtet. Denn Marillen waren damals noch sehr selten.

Die Alten erzählten mir viel über einzelne Sorten und ihre Vor- und Nachteile. Sie kannten fast alle Veredelungstechniken und haben sie mir gezeigt und so dazu beigetragen, dass viele gute ertragreiche Obstsorten auch noch heute in vielen Gärten in Österreich kultiviert werden. 

Heute weiß man nur zu gut, dass Obst Inhaltstoffe wie Vitamine, Mineralien und bioaktive Substanzen enthält. Aber nicht alle Sorten sind gleich wertvoll. In jüngster Vergangenheit wurden immer mehr Obstsorten speziell für den Anbau auf Plantagen gezüchtet. Diese sind zwar ertragreicher und für den Konsumenten optisch ansprechender, doch weisen sie weniger Geschmack und wichtige Inhaltsstoffe auf, als so manch altbewährte Sorte.

Wir müssen wieder auf Sorten zugreifen können, die ohne Chemie zum Verzehr geeignet sind. Mein Interesse ist es wieder robuste und sehr gesunde Obstsorten in unseren Gärten zu kultivieren, damit wir Konsumenten nicht auf das mit Chemikalien behaftete Plantagenobst angewiesen sind.